Geprägte Stadtgeschichte

Eine Münze von allergrößter Seltenheit stellt der 2/3-Silbertaler mit dem Titel Leopolds I. (1640–1705), Kaiser des Heiligen Römischen Reichs seit 1658, dar. Höchstwahrscheinlich handelt es sich bei dem Silbertaler sogar um das einzig bekannte Exemplar dieser Prägung: Im Rund angeordnet und als Band durchlaufend, rahmt die auf die Reichsstadt Regensburg bezugnehmende Inschrift „MONETA REIPUBLICA RATISPONEN * 1659“ die gesamte Vorderseite der Münze. In ihrer Mitte prangt eine umrankte Barockkartusche mit zwei überkreuzten Stadtschlüsseln – das noch heute im Wappen der Stadt präsente Attribut des Heiligen Petrus, dem Regensburger Schutzpatron. Auf der Münzrückseite prunkt der doppelköpfig bekrönte und bescheinte Reichsadler des Heiligen Römischen Reichs mit Reichsapfel auf der Brust, in den der Wert der Münze eingelassen ist. Den herrschenden Kaiser Leopold I. nennend, umspielt die Inschrift „LEOPOLDUS D G ROM SEMP AUG“ das zentrale Gepräge der Rückseite. Diese im Durchmesser 37 mm große Silbermünze und neun weitere, teilweise höchst seltene Gold- und Silbermünzen, die nun als kulturhistorische Zeugnisse in die Museen der Stadt Regensburg gelangen, entstammen einer Zeit, da Münzen bereits als eine Art Massenmedium fungierten: Neben Naturalwirtschaft und Tauschhandel hatten sie sich im Mittelalter vermehrt und in der Neuzeit dann gänzlich als Zahlungsmittel etabliert. Sich diese große Verbreitung zu Nutze machend, ließen Bischöfe, Kaiser und Könige ihre Konterfeis auf Medaillen und Münzen prägen: Mit den wertvollen Geprägen demonstrierten sie sowohl ihre politische als auch ihre wirtschaftliche Macht.

Regensburg blickt heute auf eine lange Münztradition und Geldgeschichte zurück: Als älteste bekannte Münzstätte auf bayerischem Boden war die Stadt an der Donau im 9. Jahrhundert der einzige Ort im karolingischen Reich, der sich der Prägung von Münzen annahm. Zudem besaß Regensburg von 1508/1510 bis 1810 insgesamt drei Jahrhunderte lang die Münzrechte, die zuvor in bischöflicher Hand gelegen hatten: Mit dieser Befugnis durfte die Stadt im eigenen Hoheitsgebiet Münzgeld als gültiges Zahlungsmittel mit entsprechenden Statuten und Regelungen – wie Aussehen und Gewicht – einführen und zudem fremde Währung mit sofortiger Wirkung für ungültig erklären und als entwertet deklarieren.

Nachdem die numismatische Sammlung der Museen der Stadt Regensburg bereits in den Jahren 1995, 2004 und 2013 durch Münzankäufe erweitert worden ist, stellen die neuerlichen zehn künstlerisch herausragenden Stücke eine wichtige Ergänzung dar: Der 2016 auf einer Auktion geglückte Ankauf zehn weiterer Stücke bezieht sich auf Medaillen, Münznominale und -typen aus noch nicht vorliegenden Jahrgängen. Unter den acht von der Kulturstiftung der Länder geförderten Münzen befindet sich mit einem Guldentaler aus dem Jahre 1574 mit dem Titel Kaiser Maximilians II. das im Ankauf älteste Exemplar. Von besonderer historischer Bedeutung sind die beiden von der Ernst von Siemens Kunststiftung geförderten Gepräge, insbesondere ein Schautaler, der im Zuge des Westfälischen Friedens von 1648 im Jahr 1649 in Regensburg geprägt worden ist. Die im Historischen Museum angesiedelte Sammlung aus dem Mittelalter und der Neuzeit erfährt durch die neu erworbenen Münzen dank der Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung einen bedeutenden Zuwachs, der die Regensburger Stadtgeschichte im kleinen Format spiegelt.