Von Aachen in Aachen

Hans von Aachen, Bildnis des Goldschmiedes Jacques Bylivelt (1550–1603), 1586
Hans von Aachen, Bildnis des Goldschmiedes Jacques Bylivelt (1550–1603), 1586

Er heißt wie eine ganze Stadt – und ist doch heute nahezu vergessen: der Künstler der späten Renaissance Hans von Aachen. 1552 in eine ursprünglich aus Aachen stammende Kaufmannsfamilie geboren, gehörte er um 1600 zu den wenigen deutschen Künstlern, die an den Höfen von Florenz, München und Prag reüssierten und internationale Anerkennung genossen. Dennoch sollte der Ruhm des Künstlers seinen Tod im Jahr 1615 nicht überdauern. So schien es zunächst.

Doch 400 Jahre später kehrt Hans von Aachen zurück in seine Heimatregion. Denn das Suermondt-Ludwig-Museum ehrt den Rheinländer vom 11. März bis zum 13. Juni in einer ersten Einzelausstellung. Unter dem Titel „Hans von Aachen – Hofkünstler in Europa“ führt das Aachener Museum zahlreiche Werke des Künstlers aus europäischen und internationalen Sammlungen zusammen und zeichnet den glanzvollen Aufstieg des Wanderkünstlers in Europa nach. 87 Leihgaben wurden aus elf europäischen Ländern und den USA zusammengetragen. Leihgeber sind renommierte Museen wie das Pariser Musée du Louvre, das Londoner British Museum und die St. Petersburger Eremitage sowie namhafte Kunsthändler und Privatsammler. Die Aachener Ausstellung wird von der Kulturstiftung der Länder, vom Land Nordrhein-Westfalen sowie zahlreichen Sponsoren unterstützt. Das trinationale Gemeinschaftsprojekt – die Ausstellung wird anschließend auch in Prag und Wien gezeigt – wird von der Europäischen Union gefördert.

In der Aachener Ausstellung werden insgesamt 88 Exponate – 43 Gemälde, 24 Zeichnungen und 21 Stiche – präsentiert: von großen, dramatischen Altargemälden und humorvollen Motiven aus dem Alltag über elegante Porträts bis hin zu raffinierten mythologischen Szenen auf kleinen Kupfer- und Alabastertafeln.

Im Vorfeld der Ausstellung gelang dem Direktor des Suermondt-Ludwig-Museums ein großer Coup. Denn im Dezember 2008 bot sich Peter van den Brink die Chance, ein repräsentatives Gemälde von der Hand Hans von Aachens zu erwerben. Die Werke von Aachens sind in internationalen Museen bewahrt; in Nordrhein-Westfalen war der Künstler hingegen mit nur einem Gemälde im Kölner Wallraf-Richartz-Museum vertreten. Bis zu jenem Abend des 3. Dezembers, als Hans von Aachens „Porträt des Jacques Bylivelt“ auf einer Auktion bei Sotheby’s in London zum Aufruf kommen sollte – und der Hammer für das Aachener Museum fiel.

Nach ersten Erfolgen in Rom sollte sich von Aachens Aufenthalt in Florenz als entscheidender Katalysator für seine erfolgreiche Laufbahn erweisen. Der aus Delft stammende Goldschmied Jacques Bylivelt, der, wie von Aachen, im Dienst der toskanischen Großherzöge stand, stellte vermutlich die wegweisenden Kontakte nach Venedig und zu den Fuggern in Augsburg her – die nächsten Stationen des Rheinländers, der anschließend an den Hof Kaiser Rudolfs II. nach Prag gerufen werden sollte. Das Porträt des Jacques Bylivelt, das in die Reihe der Freundschaftsbilder gehört, ist so möglicherweise zum Dank für die Vermittlung von Aachens entstanden.

Das mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder erworbene Gemälde gehört zu den am besten erhaltenen Porträts von Aachens und zeigt dessen ausgereiften Stil, mit dem er sich in den Folgejahren in Augsburg und an den Höfen von München und Prag bewähren sollte. Mit dem Werk, das im Rahmen der Aachener Ausstellung präsentiert wird, ist Hans von Aachen nunmehr erstmals mit einem Gemälde in der Stadt vertreten, deren Namen er führt.