Demnächst im Museum

Unter Vorsitz des Stiftungsratsvorsitzenden, Sachsen-Anhalts Minister­präsident Prof. Dr. Wolfgang Böhmer, hat der Stiftungsrat der Kultur­stiftung der Länder auf seiner Sitzung am 24. November 2010 in Magdeburg beschlossen, in den kommen­den Jahren zehn bedeutende kunst- und kultur­historische Ausstellungs­vorhaben in Deutschland mit insgesamt einer Million Euro zu unterstützen. Die 16 Länder stellen seit 2009 jährlich Mittel bereit, um über die Kulturstiftung der Län­der wich­tige Aus­stellungs­projekte von überregionaler Ausstrahlung zu unter­stützen. Kriterien für eine Förderung sind darüber hinaus: Die Ausstellungen sollen inter­disziplinär erarbeitet so­wie besucherorientiert präsentiert und vermittelt wer­den; wissen­schaftliche Ergebnisse sollen dauer­haft wirksam bleiben.

Zu den in Magdeburg beschlossenen Förderungen gehört die Ausstellung „KRITIK MACHT KUNST. Will Grohmann im Netzwerk der Moderne – seine Künstler, seine Bilder, seine Frauen“ (27.9.2012–6.1.2013). Darin zeichnen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden die Kommunikationsnetze Will Grohmanns anhand ausgewählter Kunstwerke nach: Der Dresdner Kunstschrift­steller, Kritiker und Kurator baute in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein eindrucksvolles Netzwerk zu Verlagen, Galerien, Museen und Künstlern auf, um moderne Kunst zu vermitteln und internationale Avantgarden unterstützen zu können.

Das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle an der Saale wird mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder in der geplanten Ausstellung „Pompeji, Nola, Herculaneum – Katastrophen am Vesuv“ (9.12.2011–8.6.2012) noch nie gesehene archäologische Funde zerstörter italienischer Städte rund um den Vesuv präsen­tieren. Der Entdeckung Pompejis im 18. Jahrhundert wird die Schau besonderes Augenmerk schenken, begründete sie doch die Wissenschaft der Klassischen Archäologie in Deutschland. Dass schon die Germanen römisches Kunsthandwerk nachahmten, werden ausgestellte Grabungsfunde aus Sachsen und Sachsen-Anhalt ans Licht bringen. Thema der Ausstellung wird auch die Antiken­rezeption in Mitteldeutschland sein, die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz wurde als Kooperations­partner und Korrespondenzstandort der Ausstellung gewonnen: Die Antikenbe­geisterung von Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau schlug sich besonders in der Pompejirezeption im Gartenreich Dessau-Wörlitz nieder.

Die Herrschaft der polnisch-litauischen Dynastie der Jagiellonen im neuzeitlichen Osteuropa um 1500, die sich durch die Heirat des litauischen Großfürsten Jogaila und der polnischen Königin Hedwig von Anjou begründete, und ihr künstlerischer und kultureller Austausch mit den Reichsfürstentümern der Hohenzollern sind Thema der jetzt geförderten Ausstellung „Silber, Glanz und Farbenpracht – Unbekannte Kunstschätze Mitteleuropas“ (22.3.–30.6.2013) im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte Potsdam.

Anlässlich des 1100. Geburtstages Kaiser Ottos des Großen beschreibt das Kultur­historische Museum Magdeburg die verschiedenen Formen des Kaiser­tums unter Caesar/Augustus, Konstantin, Karl dem Großen und Otto I. In der Aus­stellung „Otto Imperator. Kaisertum im ersten Jahrtausend“ (27.8.2012–9.12.2012) sollen Fragen nach den Spannungsverhältnissen u. a. zwischen Kaiser­tum und Religion, Weltdeutung und anderen Monarchien beantwortet werden. Die Kultur­stiftung der Länder unterstützt das Vorhaben.

In den Jahren 2014 und 2015 ermöglicht es die Kulturstiftung der Länder den Staats­bibliotheken in München und Berlin, dem Berliner Kupferstich­ka­binett sowie internationalen Bibliotheken, Sammlungen und Archiven, ihre Gemein­schaftsausstellung „Schätze ans Licht gebracht. Buchmalerei im Zeitalter Guten­bergs“ an zwei Standorten zu präsentieren: In Berlin (4.9.–9.11.2014) und München (27.11.2014–1.2.2015) soll anhand zahlreicher Miniaturen und illuminier­ter Handschrif­ten aufgezeigt werden, welch großen Anteil die Buchkunst am künst­lerischen Aufschwung im 15. Jahrhundert hatte.

Mit „Joos van Cleve. Leonardo des Nordens” (17.3.2011–26.6.2011) widmet das Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen dem rheinländischen, ab 1511 in Ant­werpen ansässigen Maler Joos van Cleve eine Einzelausstellung: Sie soll, stell­vertre­tend für die niederländische Kunst zu Beginn des 16. Jahrhunderts, den Ein­fluss der Hochrenaissance Italiens auf van Cleves Porträts sowie seine Altar- und An­dachtsbilder beleuchten.

In der Ausstellung „Wir sind Legende. Feinde Roms – Europas Helden?“ nimmt die VARUSSCHLACHT im Osnabrücker Land GmbH – Museum und Park Kalkriese die namhaftesten Anführer antirömischer Widerstandsbewegungen in den Blick, die in der Neuzeit als historische Vorbilder und vor allem im 19. Jahr­hundert als „Nationalhelden“ stilisiert wurden. An berühmten Heerführern wie beispielsweise dem Cherusker Arminius will die Schau (geplant 2013) nach­voll­ziehen, auf welchen geschichtlichen Grundlagen regionale und nationale Iden­titäten gebildet werden.

Ebenfalls gefördert wird die Ausstellung „Im Licht des Südens – Begegnungen zwi­schen Mittelmeerraum und Nordeuropa in der Vorzeit“. Mit wertvollen archäo­lo­gischen Fundobjekten will die Archäo­logische Staatssammlung München ver­mitteln, dass die kulturelle Entwicklung Europas bereits weit vor der römischen Zeitrech­nung wesentlich vom Waren- und Ideen­austausch zwischen Italien und den Län­dern nordwärts der Alpen geprägt wurde. Neben eigenen Beständen und Expo­na­ten des Kooperations­partners Museo Castello del Buonconsiglio di Trento sollen zahlreiche Leihgaben aus etwa 45 Museen in Italien, Österreich, Deutschland und der Schweiz die fünf Themen­schwerpunkte der vom 15.12.2011 bis 27.5.2012 stattfindenden Ausstellung veranschaulichen.

In Zusammenarbeit mit dem Ägyptischen Museum Kairo wird das Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim in seiner geplanten Schau (anlässlich des 100. Geburtstages des Pelizaeus-Museums) die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in alle Welt verschifften Grabungsfunde des berühmten Giza-Plateaus in Ägypten ver­sammeln. In der zunächst in Hildesheim und später in verkleinerter Form in Kairo gezeigten Ausstellung „Giza – Am Fuß der großen Pyramiden“ (16.3.–21.8.2011) werden die wertvollen Fundobjekte aus den ägyptischen Sammlungen in Boston, Wien, Leipzig und Hildesheim, wie beispielsweise die eindrucksvolle Grabstatue des Bauleiters der Cheopspyramide Hem-iunu, erstmals wieder auch in Ägypten zu sehen sein.

Das Museum der bildenden Künste Leipzig führt in der von der Kulturstiftung der Länder geförderten Schau „Max Beckmann – Gesichter und Zeitzeugen“ (25.9.2011–22.1.2012) mit über 100 Einzel-, Doppel-, Familien- und Gruppen­porträts eine klassische Porträtgalerie zusammen – ein „Who is who“ aus dem Leben des Malers. Ebenso werden Bilder gezeigt, in denen der Künstler Motive seiner Porträts wieder aufnimmt. Neben hochrangigen Leihgaben aus nationalen wie internationalen Sammlungen werden auch die über 50 in der Sammlung des Leipziger Museums vorhandenen Porträts Max Beckmanns unter einem neuen Blickwinkel zu erleben sein.