Die ‚Nibelungenlied‘-Handschrift C, Codex Donaueschingen 63

8,00 

Anschrift der geförderten Einrichtung:
Badische Landesbibliothek Karlsruhe
Erbprinzenstraße 15
76133 Karlsruhe

Artikelnummer: PATRIMONIA NR. 289 (2005).
Kategorie:
Land: Baden-Württemberg
Gattung: Handschriften/Inkunabeln

Beschreibung

Ehe er zulasse, daß die Nibelungenhandschrift nach England gelange, verkaufe er lieber sein letztes Hemd, schrieb der Freiherr Joseph von Laßberg und erwarb darum das mittelalterliche Epos im Jahre 1815 für die enorme Summe von 250 Dukaten – eine nationale Rettungstat. Zeitgleich brandete überall in Deutschland die nationale Begeisterung nach dem Sieg über Napoleon auf; man wiegte sich in romantischen Träumen von der Wiederherstellung eines geeinten deutschen Reiches und besang die Kaiserherrlichkeit des Mittelalters als Höhepunkt der deutschen Geschichte.Die Nibelungenhandschrift, bestehend aus dem Nibelungenlied und der Nibelungenklage, geht auf einen namentlich nicht bekannten Passauer Dichter aus der Zeit um 1200 zurück. Die Abschrift von der Hand eines gleichfalls unbekannten, wahrscheinlich Tiroler Schreibers aus der Zeit um 1230 ist womöglich die älteste erhaltene und wurde erst 1755 in der Bibliothek der Grafen von Hohenems wiederentdeckt, nachdem ihr Inhalt im 16. Jahrhundert nahezu vergessen worden war. Wenige Jahre nach der Publikation 1810 hatte die Handschrift bereits den Rang eines Nationalepos erlangt und eine Flut von Bearbeitungen und Nachahmungen in Gang gesetzt, in der Literatur wie in der Malerei, im Film wie in der Musik, gipfelnd in Richard Wagners Lebenswerk Der Ring des Nibelungen. Die Erzählung von Siegfrieds Werben um Kriemhild und deren Rachefeldzug nach dem Tod des Gatten, eingebettet in den Untergang der Burgunder, entstammt Heldensagen aus der Völkerwanderungszeit. Zeitlosigkeit erlangte sie nicht zuletzt durch ihren menschlichen Gehalt, sind doch Machterwerb und Machtverlust, Liebe und Haß in all ihren tragischen Verstrickungen immergültige Geschicke unserer Existenz. Das Gesamtverzeichnis national wertvollen Kulturguts führt das Nibelungenlied als unveräußerlichen Kulturschatz; doch so überragend der Rang des Opus ist, so schlicht ist doch sein Äußeres: eine schmucklose, wenngleich kalligraphisch ansprechende Gebrauchsschrift, gebunden in einen schlichten Ledereinband. Seit anderthalb Jahrhunderten im Besitz der Fürsten zu Fürstenberg, konnte das Nibelungenlied mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder, der Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien, der Landesbank Baden-Württemberg sowie einer privaten Spende durch Christina Freifrau von Laßberg für die Badische Landesbibliothek in Karlsruhe erworben werden. PATRIMONIA 289 stellt die Handschrift nach den Richtlinien der Deutschen Forschungsgemeinschaft vor und beleuchtet den Hintergrund der Erwerbung während des Wiener Kongresses.Anläßlich des Ankaufs ist ein umfangreicher Aufsatzband erschienen: Die Nibelungen. Sage – Epos – Mythos, hrsgg. v. Joachim Heinzle, Klaus Klein und Ute Obhof, Wiesbaden 2003. In 28 Beiträgen werden neueste Forschungen zur Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte des Epos vorgestellt.

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