Luise kehrt heim

Christian Daniel Rauch, Büste der Königin Luise, 1804, Höhe 61 cm; Schloss Paretz, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Christian Daniel Rauch, Büste der Königin Luise, 1804, Höhe 61 cm; Schloss Paretz, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Luise von Preußen (1776–1810) genoss bereits zu Lebzeiten kultgleiche Verehrung, die sich durch ihren frühen Tod noch verstärkte. Die junge Königin – in der Bevölkerung sehr beliebt – verzauberte mit ihrem Charme, ihrer Schönheit und natürlichen Anmut. Sie wurde zur idealen Repräsentantin weiblicher Tugenden stilisiert und diente bis ins 20. Jahrhundert als Projektionsfläche patriotischer Gefühle. Nicht zuletzt förderten Dichter und bildende Künstler wie der Bildhauer Christian Daniel Rauch (1777–1857) mit ihren Werken den Mythos der „preußischen Madonna“. Rauch gestaltete auf Wunsch des Königs schließlich auch ihren Sarkophag für das Mausoleum im Park des Schlosses Charlottenburg.

Rauchs verschollen geglaubtes erstes Bildnis der Königin Luise, eine 61 cm hohe Büste aus Carrara-Marmor, wurde unlängst bei einer Auktion in Berlin angeboten. Der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg gelang es, die Büste mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten für die ehemalige königliche Sommerresidenz Schloss Paretz zu ersteigern.

Der Reichsgraf Anton Alexander von Magnis (1751–1817) gab die Büste im Jahr 1804 bei Rauch für sein Schloss im schlesischen Eckersdorf in Auftrag. Rauch – noch am Beginn seiner Karriere – hatte das große Glück, dass die Königin ihm persönlich Modell stand: So vermittelt die Büste die Idealisierung der klassizistischen Büstenform mit lebensnahen, unbeschönigten Details. Insofern ist das Porträt sowohl für Rauchs eigene künstlerische Entwicklung wie für die Entstehung der Luisen-Ikonographie von großer Bedeutung. Die Vollendung der Büste, die unsigniert blieb, war von Rauch wohl einem befreundeten Bildhauer übertragen worden. Das marmorne Bildnis wird fortan auf Schloss Paretz, das seit 2001 als Museum zugänglich ist, zu sehen sein. Die Sommerresidenz – 1797 bis 1804 von David Gilly für den Kronprinzen Friedrich Wilhelm (III.) und seine Gemahlin Luise errichtet und häufiger Rückzugsort der Familie – bietet seit seiner Restaurierung einen authentischen Einblick in das königliche Landleben.

Christian Daniel Rauch stieg vom Kammerdiener der Königin zum königlichen Bildhauer auf. Der Schüler Johann Gottfried Schadows gilt als einer der Hauptvertreter der Berliner Bildhauerschule und des deutschen Klassizismus.