Ein Sekretär für Goethe

Im Salon des ehemaligen Amtshauses Ilmenau, in dem Johann Wolfgang von Goethe im Auftrag des Weimarer Herzogs Carl August staatsamtlichen Pflichten nachging, befindet sich seit dem Museumstag 2010 ein Schreibschrank der Rokokozeit. Das Möbelstück ergänzt auf glänzende Weise das zeitgenössische Interieur, den historischen Dielenfuß-boden und die Stuckdecke aus der Erbauungszeit von 1756 und hat sich mittlerweile als ein untrennbarer Bestandteil in die neue Dauerausstellung von 2008 eingefügt.

Sekretär
Der Sekretär aus der Goethezeit benötigt Ihre Hilfe.

Der mit Nussbaum furnierte Sekretär stammt aus dem Besitz des Oberhofpredigers und Generalsuperintendenten Johann Friedrich Röhr, der ab 1820 für den Weimarer Herzog Carl August tätig war. Röhr hielt die Trauerrede auf Goethes Begräbnis am 26. März 1832 – nicht auszuschließen, dass er diese an besagtem Möbelstück verfasst hatte. Eine Enkelin von Röhr heiratete Carl Friedrich Heyge, der kurze Zeit Pfarrer in Heyda bei Ilmenau war, und brachte den Schrank mit in die Ehe. Ein Nachfahre, Ernst Heyge, siedelte 1972 von Ilmenau nach Wertheim in die Bundesrepublik um und konnte dabei den Schrank mitnehmen. Sein Sohn Hermann lebte seit den 1950er Jahren in Kanada und zog später in die USA. So gelangte das wertvolle Möbel nach Amerika. Hermann Heyge und seiner Frau war es ein Herzensbedürfnis, den Schrank dem GoetheStadtMuseum in Ilmenau zu schenken. So hat er nun seinen Platz an einer authentischen Wirkungsstätte Goethes gefunden.

Während das Äußere des Schrankes gut erhalten ist, bietet das Innenleben einen traurigen Anblick. Von den ursprünglich eingeklebten Tapeten ist kaum noch etwas erhalten. Die Schubfächer wurden mit stark haftender dicker Plastikfolie ausgelegt, und die Beschläge sind nicht alle im Original erhalten. Die Nussbaumfurniere von vier Schubladenfronten müssen ergänzt, falsche Längsfurniere durch querfurnierte Friese ausgetauscht werden. Auch eine raffinierte Zentralverriegelung funktioniert nicht mehr. Die Kosten für die Restaurierung belaufen sich auf rund 7.000 Euro. Das Museum würde sich sehr freuen, wenn Sie die Wiederherstellung des Originalzustands mit Ihrer Spende unterstützen.

Das GoetheStadtMuseum Ilmenau beleuchtet eine weniger beachtete Seite im Leben des großen Dichters: die Tätigkeit als sachsen-weimarischer Staatsbeamter und Beauftragter für die Wiederbelebung des Ilmenauer Kupfer- und Silberbergbaus, die letztendlich aber scheitern sollte. Auch die Neuordnung des Ilmenauer Steuerwesens gehörte zu den Amtsaufgaben Goethes als Finanzminister. Goethe nutzte die Räume in der ersten Etage des Ilmenauer Amthauses (dem heutigen Museum) als Dienstwohnung. Die Räume wurden noch bis 1918 als herzogliches Wohnquartier genutzt. Das Ilmenauer Museum bietet u. a. aber auch Einblicke in die Ilmenauer Stadtgeschichte mit ihrer – besonders im 19. Jahrhundert – bedeutenden Glas- und Porzellanherstellung und stellt den für die Region wichtigen Bergbau als ein weiteres Spezialthema vor.